Neujahrstag. Ein Zeitpunkt, zu dem viele Menschen gute Vorsätze fassen, beschließen ihr Leben zu ändern usw. Wie bereits vor einem Jahr angemerkt ist das meine Sache nicht (mehr). Mit einer Ausnahme: Ein quasi ständig immanenter Vorsatz, der andauernd in mir schwelt, betrifft die Pflege dieses Blogs bzw. das Bloggen an sich. Es mag an der Jahreswechselstimmung bzw. dem allgemeinen Vorsätze-fassen-Klima liegen, dass solche Gedanken nicht nur mich, sondern in den letzten Tagen wieder einmal einen beträchtlichen Teil der Blogosphäre beschäftigen. Doch von Anfang an:

Trend. Meiner.

Wir erinnern uns: Ziemlich genau vor einem Jahr prangten diese zwei Worte an vielen Orten im Netz über Artikeln, die alle u. a. vom persönlichen Verhältnis des jeweiligen Autors zum Medium Blog handelten und meistens auch ein klares Bekenntnis zu diesem enthielten. Eine Zusammenfassung bietet mein Artikel mit selbigem Titel: Trend. Meiner.

Sascha Lobo und die Folgen …

Wir erinnern uns weiter: Mitte April veröffentlichte die Galionsfrisur der deutschen Bloggerszene, Sascha Lobo, in seiner Kolumne auf SpOn den vielbeachteten Artikel „Euer Internet ist nur geborgt“ (erwähnt bzw. diskutiert u. a. bei Der Schockwellenreiter, Carta, Netzpolitik.org und neunetz.com). Zwei Wochen später legt er dann auf der weltweit größten Nerd-Konferenz, der re:publica 2012, in seinem traditionellen Überraschungsvortrag nach: “Macht 2012 zum Jahr der Blogs!” (ebenfalls viel bejubelt bzw. kontrovers diskutiert, u. a. bei Blogwerk, Carta, basic, Journelle, NetzFaktorei & beginnersmind)

Oh Johnny, Oh Johnny!

Die letzte große Welle zum Thema Blogs im vergangenen Jahr trat am 28.12. Johnny Häusler auf seinem Blog Spreeblick los: 2013: Das Web zurückerobern. Die ellenlange Latte an Trackbacks zu diesem Artikel alleine ist schon lesenswert: Jubelnde Zustimmung (u. a. bei Das Kraftfuttermischwerk & Kotzendes Einhorn) erntet er genauso wie kritischen Zweifel. Für letzteren stellvertretend sei hier neunetz.com zitiert:

Ich könnte hier jetzt etwas […] schreiben […] und ausführen […]

Leider tut Marcel Weiß dies nicht, sondern zitiert Carsten Pötter auf NSR Stream:

Die vergangenen Jahre haben jedenfalls deutlich gezeigt, dass Nutzer immer das einfachere und schönere System verwenden. Das ist nur folgerichtig und hat wenig mit Faulheit zu tun. Auch sind Facebook, Google und Apple nicht das Ende der Entwicklung im Netz. Sie werden irgendwann abgelöst werden.

Hat Herr Pötter hier wirklich nachgedacht? Hat das Nutzerverhalten wirklich nichts mit Faulheit zu tun? Man muss es ja nicht gleich so politisch unkorrekt wie Burkhard Schröder alias Burks ausdrücken:

Aber natürlich ist das wahr. Die Leute sind doof und faul und es ist nahezu unmöglich, das zu ändern.

Aber ersetzt man „Faulheit“ durch „Bequemlichkeit“ und bringt dann noch die Begriffe „Usability“ bzw. „Ergonomie“ ins Spiel, dann kommt man der Wahrheit m. E. erheblich näher. Natürlich geht eine Vielzahl an Menschen gerne den Weg des geringsten Widerstands. Was ist auch falsch daran? Man sollte sich nur über die Konsequenzen der jeweiligen Wege im Klaren sein. Und über die spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen Formen von Social Media ist genügend (auch in diesem Blog) geschrieben worden. Johnny Häusler setzt lediglich den Focus auf ein paar klare Vorteile des Medium Blogs. Nirgends behauptet er, dass ein Blog das universelle Mittel der Wahl für jederman sei. Letztere (von Häusler ungetätigte) Behauptung scheint mir allerdings ein Strohmannargument bei Weiß und Pöttner zu sein.

Dabei hat es Weiß bereits 2010 auf neunetz.com treffend zusammengefasst:

Ausdifferenzierung: Twitter und Facebook verdrängen nicht, sondern verbreiten Bloginhalte

[…]
Während also früher alles in Blogs stattfand, verschieben sich die einzelnen Aufgaben (Inhalte erstellen und Inhalte verbreiten etwa) auf die jeweils dafür am besten geeigneten Gefäße.

Blog Revival Gang

Blog Revival Gang (Logo) #brgAber es sind nicht nur die großen Erosionen in der Blogosphäre, die immer wieder aufs Neue das Medium Blog betreffen. So zum Beispiel entstand im Juli des vergangenen Jahres beim BarCamp Karlsruhe, in einer Session von Oliver Gassner zum Thema „Blog Revival“ (siehe Mitschrieb von Jan Theofel) die Idee eine „Blog Revival Gang“ (#brg) zu gründen. Von dieser Idee waren relativ schnell relativ viele Blogger begeistert. Die Gang exisitert derzeit in Form eines Blogs, einer Facebook-Gruppe und einer Google+-Community. Ziel dieser „Gang“ ist es – vereinfacht ausgedrückt –, dem Medium Blog zu neuem Schwung und wieder zu weiterer Verbereitung zu verhelfen. Auch ich war von der Idee spontan angetan und trat der Gang bei. Bisher war ich allerdings als Mitglied der Gang eher passiv, was sich mit diesem Artikel aber schon einmal ein wenig geändert hat.

Iron Blogger Berlin

Über die #brg habe ich zum ersten Mal vom Konzept des Iron-Blogging erfahren (siehe Erklärung von Jan Theofel). Am 28.12. bin ich dann zufällig auf Google+ auf Iron Blogging Berlin gestoßen. Gestern habe ich mich dazu angemeldet und wurde auch prompt Mitglied. Mir gefällt das Konzept der Iron Blogger sehr, denn es vereint drei Möglichkeiten:

  1. Eine extrinsische Motivation für regelmäßigere Blogartikel.
  2. Eine Vernetzung mit anderen interessanten Blogs aus Berlin.
  3. Die Chance, auch mal ab und zu Blogger live zu treffen und mit ihnen zu quatschen zu können.

Bei all diesen Begebenheiten (die nebenbei auch einen Jahresrückblick 2012 zum Thema „Blog“ darstellen) darf natürlich auch das Thema „Redesign“ nicht fehlen. Sie tragen hoffentlich in der Summe dazu bei, das ich hier im Blog wieder etwas regelmäßiger Artikel verfasse. Diese werden mit Sicherheit nicht alle so umfangreich und elaboriert wie der eben gelesene werden. Aber Facettenreichtum ist ja auch eines der Hauptmerkmale des Mediums Blog: Hier ist alles möglich, von der kurzen Linkschleuder bis hin zum ausgefeilten Essay.

In diesem Sinne:

Auf ein erfolgreiches Blogjahr 2013!