Nun habe ich also auch ein Blog – ein Onlinetagebuch für Seelenexhibitionisten! Wie konnte das passieren? War das nötig? Braucht das die Welt?
Diesen und anderen Fragen möchte ich im Folgenden kurz auf den Grund gehen:
Was ist denn bitteschön ein „Blog“?
Als Antwort auf diese und einige damit in Zusammenhang stehende Fragen habe ich hier eine kleine Linkliste zusammengetragen:
- Der Artikel Weblog bei Wikipedia.
- Die Weblog FAQ von Stefan Bucher.
- Ein Artikel von Dr. Otto Singer für den Deutschen Bundestag (via Schockwellenreiter).
Gibt es nicht schon genug Blogs?
Das ist eine gute Frage! Wieviele Blogs es tatsächlich gibt, lässt sich gar nicht so einfach feststellen. Laut einer Studie der Zeitschrift FOCUS aus diesem Frühjahr führen knapp eine Million Deutsche ein eigenes Blog, rund 2,56 Millionen besuchen regelmäßig Blogs (via golem.de). Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) kommt auf noch weit höhere Zahlen: Etwa 23 Mio. Internetnutzer in Deutschland lese Internet-Tagebücher, 10 Mio. schrieben Beiträge in eigenen oder fremden Blogs (via Basic Thinking). In jedem Fall sind es eine ganze Menge Blogs.
Warum ausgerechnet ein Blog?
Nach anfänglichen Versuchen mit einer bei T-Online gehosteten Website (Ja – auch ich habe diesen Fehler einmal gemacht! *g*) habe ich mir im November 2000 meine eigene Domain david-stingl.de reserviert. Seither habe ich einige Webseiten für andere Leute programmiert – die Gestaltung meiner eigenen kam dabei aber immer zu kurz. Nachdem ich nun aber schon seit letztem Jahr die Webprogrammierung weitgehend aufgegeben habe, habe ich nun endlich Zeit, meine eigene Website mit Inhalten zu füllen.
Die Entscheidung, meine Website als Weblog zu gestalten, hat vier Wurzeln:
- Bei dem Relaunch des Internetauftritts des Rundfunkchors Berlin war ich als Chormitglied im Vorfeld eingebunden und war mit dem Aufbau eines internen Bereichs betraut. Bei einer Schulung zu diesem Zweck kam ich zum ersten Mal mit einem Content-Management-System (CMS) in Berührung. Von Anfang an war ich fasziniert von der konsequenten Trennung von Layout und Inhalten. Ein Blog ist aber nichts anderes als ein CMS.
- Seit etwa einem Jahr lese ich selbst eine ständig wachsende Zahl an Blogs und bin fasziniert von der Möglichkeit, damit Gelichgesinnten in loser Folge interessante Fundstücke aus Internet, Natur und der sonstigen Welt zu präsentieren.
- Bei meinen eigenen Gehversuchen in Sachen Webdesign habe ich immer wieder festgestellt, dass mir der Bereich Design (im Sinne von Layout) nicht so sehr liegt wie der Bereich Programmierung. Dieses Blog gibt mir einerseits die Möglichkeit, weiterhin meinen Schrauber- und Codergelüsten zu frönen, und andererseits auf vorgefertigte Layouts, die es für die Blogsoftware WordPress zuhauf gibt, aus dem Internet zuzugreifen und diese nur bei Bedarf anzupassen.
- Ich liebe die interaktiven Möglichkeiten des Internets. Das erste Feature, welches ich auf meiner ersten Homepage eingebaut habe, war ein Gästebuch. Auch in die Folgeprojekte habe ich mit Vorliebe Kontaktformulare, Gästebücher, Shoutboxen und Foren eingebaut. An Blogs gefällt mir sehr die Möglichkeit, unmittelbar zu jedem Artikel Kommentare abzugeben, aus denen sich ggf. fruchtbare Diskussionen entspinnen können.
Und die rechtliche Seite?
In letzter Zeit liest man immer wieder den Begriff „Forenhaftung“ in Verbindung mit Gerichtsurteilen, die den Betreiber eines Internetforums (und die Kommentarfunktion eines Blogs ist mit einem Internetforum gleichzusetzen) gehörig in Schwierigkeiten bringen können. Insbesondere ein kürzllch bei SPIEGEL ONLINE erschienener Artikel mit dem Titel „Gnadenlose Richter gefährden Web 2.0 in Deutschland“ zeichnet ein düsteres Bild für Forenbetreiber. Allerdings kommentiert z.B. der Schockwellenreiter diesen Artikel als „reißerisch und von kaum einer Ahnung getrübt“.
Und tatsächlich gibt es in jüngster Zeit auch Gerichtsurteile, die in eine andere Richtung gehen: So berichtet z.B. heise.de über eine Entscheidung des LG Berlin vom 31.05.2007: „Der Betreiber eines Onlineportals ist nicht zur inhaltlichen Überprüfung aller dort von Dritten eingestellten Beiträge verpflichtet“.
Das rechtliche Risiko ist also überschaubar.
Und was soll da rein?
Auf meinen Streifzügen durch das Internet, die Natur, Berlin und durch die Orte, an denen ich mich sonst noch aufhalte, begegnet mir viel Interessantes, das ich gerne mit Gleich-, Ähnlich- und auch Andersgesinnten teilen möchte. Und nirgends ist die Chance, viele Mensche auf einmal zu erreichen, so groß wie im Internet!
Ich habe allerdings nicht vor hier intime Dinge auszuplaudern. Vorerst zumindest nicht… *g*
Was wünsche ich mir?
Ich wünsche mir für dieses Blog, dass die Freude, die ich zur Zeit daran habe, nicht so schnell nachlässt, und dass sie sich auch auf die Leser dieses meines Blogs überträgt und in zahl- und geistreichen Kommentaren niederschlägt.
Wohlan denn!
16. Juli 2007 um 18:03 Uhr
eine gute Idee und eine weitere Möglichkeit mit Dir zu kommunizieren…fehlt übrigens nur noch ein neuer Mac bei Dir,-
dann geht es auch über Skype-Video-Fon!
Keep on Groovin!
Rainer
16. Juli 2007 um 21:42 Uhr
Das Tagebuch hatte die Beichte beerbt, um schließlich von Psychoanalyse und Gruppentherapie abgelöst zu werden. Das Blog hat, neben der bekannten Funktion, das Hallen in der eigenen Echokammer ab und an einzudämmen, auch zunehmend den Effekt die Gegenöffentlichkeit zu schaffen, von der z.B. Brecht in seiner Radiotheorie immer geträumt hat.
Diese spezifisch moderne ‚Suche nach der verlorenen Zeit‘ ist jetzt keine einsame Sache mehr, sondern ähnelt einem ‚Digital Brainstorming‘, das das Potenzial hat, die Gesellschaft im Sinne Gramscis ‚organisch‘-viral auf eine neue Stufe des ‚general intellect‘ zu heben.
Als dann, fröhliches Posten
Paysano