Im Oktober wurde in amerikanischen Musikblogs häufig ein Video verlinkt, in dem ein – nicht nur für mich – völlig rätselhaftes und bisher unerklärliches Phänomen auftaucht: Eulaulah Donyll Hathaway, besser bekannt unter dem Namen Lalah Hathaway, singt viermal, klar erkennbar einen dreistimmigen Akkord. Die 1968 geborene R&B- und Jazzsängerin ist die älteste Tochter des Soulsängers Donny Hathaway (vgl. Musik-Schlagzeile.de).
Das Video zeigt eine Aufnahmesession der Jazz-Fusion-Gruppe Snarky Puppy mit Lalah Hathaway als Gaststar. Für ihr neues Album „Family Dinner – Vol. 1“ haben die Musiker von Snarky Puppy im März dieses Jahres gemeinsam mit der außergewöhnlichen Sängerin den Titel „It’s Something“ von David W. Foster und Brenda Gordon Russell aufgenommen. Gegen Ende des Scat-Solos der Sängerin, ab 6’10“ (YouTube-Link direkt zu Minute 6:00), sind deutlich vier dreistimmige Akkorde aus ihrem Munde zu vernehmen. Dementsprechend fallen die Reaktion ihrer Mit-Musiker aus: Auch diese sind völlig fassungslos! Und da ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Effektgerät mit im Spiel! Das Kästchen, dessen Regler Lalah Hathaway zu Beginn des Videos bedient, ist Bestandteil des Kopfhörer-Monitorings, aber darüber hinaus wohl kein Effektgerät.
Hier das ganze Video, welches bis zum heutigen Tage bereits mehr als 1,5 Millonen Aufrufe zu verzeichnen hat:
Snarky Puppy feat. Lalah Hathaway – Something (Family Dinner – Volume One)
Hat irgendjemand ein plausible Erklärung für das Phänomen mit den Akkorden?
25. November 2013 um 11:50 Uhr
Liebe Leut,
nach mehrmaligem Abhören steht für mich fest:
kein Effektgerät, aber auch kein dreistimmiger Akkord –
es sind deutlich zwei Töne zu hören – eine Technik, die
man beim Obertonsingen erlernen kann.
Eine andere Technik erlaubt es nach langem Training
die Brust- und die Kopfstimme um den Registerwechsel
herum nicht „schnackseln“ zu lassen (wie beim Jodeln),
sondern gleichzeitig ertönen zu lassen…
Mit freundlichen Grüßen, Dick Städtler (Chorleiter).
25. November 2013 um 12:21 Uhr
Danke, Dick Städtler, für den Beitrag!
Ja, inzwischen bin ich auch davon überzeugt, dass nur jeweils 2 Töne gleichzeitig aus ihrem Munde erklingen.
Die These Obertongesang scheidet für mich aus folgendem Grund aus: Sie glissandiert auf den Tönen. Diese Glissandi müssten allerdings, wenn die Töne mittels Obertongesang produziert würeden, exakt parallel erfolgen. Dies tun sie aber meinem Höreindruck nach nicht.
Die These mit den zwei gleichzeitig erklingenden Tönen beim Registerwechsel überzeugt mich. In einem anderen Diskussionsstrang bei Facebook zu diesem Video habe ich ein Klangbeispiel einer Sängerin gehört, die genau diese Technik anwendet.
Ich werde wahrscheinlich demnächst in einem Follow-Up auf alle zusammengetragenen Thesen eingehen und sie bewerten.
In jedem Fall: danke für’s Mitdenken!
26. November 2013 um 11:56 Uhr
Lieber Dave,
Du hast vollkommen recht – hier scheidet die Obertontechnik aus…(auch wenn man mit ihr zweistimmig singen könnte…)
Meine zweite These wird auch mir selbst immer plausibler!
HG aus München und ciao derweil, der dick.
29. November 2013 um 21:23 Uhr
Macht Bobby McFerrin nicht ähnliche Geräusche? Könnte natürlich technisch realisiert sein.
30. November 2013 um 22:55 Uhr
Hi Bruder,
ich hab grad nur mit halbem Ohr hingehört, als Toby sich durch Deinen Blog geklickt hat. Wie soll die zweistimmige Stimmgebung um den Registerwechsel herum denn physiologisch funktionieren? Was hälst Du von der These, dass die Dame gleichzeitig Stimmlippen und Taschenfalten zur Stimmgebung benutzt? Dabei könnte sie das Glissando mit den Stimmlippen produzieren während die Taschenfalten nur so einen eher schnarrenden Ton hergeben. Dass der zweite Ton allerdings harmonisch so gut passt, ist beeindruckend.
Gruß Amelei
4. März 2014 um 18:08 Uhr
mit obertongesang geht das definitif nicht, auch nicht mit unterton oder einer kombination.. das geht sowohl nicht weil sie intervalle singt die nicht möglich währen, als auch aus praktischer „erfahrung“ mit solchen gesangstechniken..
ich weiß, ich widerhole nur was andere schon gesagt haben hier.. bin auch auf der suche nach mehr und besseren erklärungen was das ist und wie das geht..
meine obertöne:
https://youtu.be/AtCT5Xn-TTY
4. März 2014 um 18:10 Uhr
ah, und alles was ich von bobby mcferrin kenne ist anders gemacht und leichter erklärbar, und wenn man mit taschenfalten und stimmlippen singt bekommt man entweder etwas unklares unperiodisches, oder untertöne… das ist es also auch nicht…