Der Podcast, den ich heute vorstellen möchte, ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Sein Autor, Friedrich Witt, ist mittlerweile 77 Jahre alt! Er war 45 Jahre lang Kontrabassist in verschiedenen deutschen Orchestern, davon 39 Jahre bei den Berliner Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Claudio Abbado.
In seinem Podcast (den er mit Hilfe seines Sohnes erstellt) erzählt Witt seine Erlebnisse als Kontrabassist von der Kindheit an bis zu seiner Position als Solobassist bei den Berliner Philharmonikern. Er streift dabei sehr viele Facetten seines Berufes bzw. seiner Berufung. Man lauscht quasi in das Innerste einer ganz besonderen Musiker-Spezies. Hatte Patrick Süskinds Kontrabass als literarisch-dramatische Umsetzung des Sujets großen Erfolg, so kommt in Friedrich Witts Podcast noch eine authentische Dimension hinzu, der man sich schwer entziehen kann.
Nicht nur das Seelenleben eines Kontrabasissten mit all seinen Freuden aber auch Sorgen und Nöten wird hier auf sehr sympathische Art reflektiert, sondern auch — für mich besonders spannend — das Sozialgefüge eines Klangkörpers wie der Berliner Philharmoniker im Wandel der Zeit analysiert. Als Sänger im Rundfunkchor Berlin arbeite ich ja häufig mit den Berliner Philharmonikern zusammen. Auf dem Podium bekommt man schon mehr Interna eines solchen Sozialgefüges mit als der normale Konzertbesucher. Aber was Friedrich Witt beschreibt, dringt noch viel tiefer ein in das Seelenleben dieses herausragenden Orchesters.
Der Erzählton des Podcasts ist grundsätzlich ernsthaft, jedoch getragen von Heiterkeit, zuweilen kommt sogar ein wenig Selbstironie durch. Auch die Musik kommt nicht zu kurz; in einigen Episoden ist Friedrich Witt mit selten gehörter Sololiteratur für sein Instrument zu hören. Das begleitende Blog zeigt Fotos zu den im Podcast beschriebenen Erlebnissen. Leider erscheinen die Episoden in sehr langen Abständen. Die bisher letzte Episode ist nunmehr schon vor mehr als drei Monaten erschienen! Dennoch:
Fazit: Ein Juwel unter den Podcasts! Das Abonnieren lohnt sich!
» „Ein Kontrabass spielt (selten) allein“ bei podcast.de
» „Ein Kontrabass spielt (selten) allein“ bei iTunes
» Das Blog: www.friedrich-witt.de
(via Kulturmanagement)
12. Oktober 2007 um 01:55 Uhr
Schöner Tip,- aber die Sprecherin hätte er sich sparen können: er selbst ist viel authentischer! Bin gespannt auf seine Story..
12. Oktober 2007 um 06:55 Uhr
Ja gut, aber… so als neutrales Intro und Outro isses schon ok – aber Du hast Recht: Unbedingt nötig wärs nicht gewesen.
Genieß die Episoden! Sind wirklich sehr hörenswert!