Wäre diesen Monat bereits die Wahl zum Wort des Jahres 2007, mein Favorit wäre Generalverdacht, noch vor Bundestrojaner. Das Wort Generalverdacht geistert nun schon seit über einem Jahr vermehrt durch die deutsche Medienlandschaft, in letzter Zeit häufig in Verbindung mit den Begriffen Bundestrojaner und Schäuble. Meist ist aus Beiträgen zum Thema Generalverdacht eine gewisse Empörung herauszulesen bzw. -hören. Aber ist das Thema denn neu?

Sind die Leute, die sich über einen Generalverdacht empören, in letzter Zeit mal mit einem Passagierflugzeug geflogen oder waren gar in den letzten Jahren in einem Supermarkt? An diesen beiden Beispielen lässt sich leicht aufzeigen, dass das Phänomen Generalverdacht längst Alltag geworden ist:

Wer jemals Sicherheitskontrollen an Flughäfen über sich hat ergehen lassen müssen, der weiß, wovon ich spreche: Im Zuge der Gleichbehandlung wird hier jeder als potentieller Terrorist behandelt. Auch dem friedfertigsten Pazifisten wird unterstellt, er könne unerlaubte und somit dem Gemeinwohl abträgliche Gegenstände mit sich führen.

Ebenso verhält es sich an der Supermarktkasse: Wer kennt es nicht, das freundliche „Könnten Sie bitte mal die Tasche anheben?“ Ein Volk von potentiellen Ladendieben. LIDL, ALDI und Consorten stellen uns ehrliche Kunden unter Generalverdacht. Aber regt sich jemand darüber auf? Nicht, dass es irgendwie tiefer in mein Bewusstsein gedrungen wäre.

Aber klar: Generalverdacht an der Supermarktkasse ist irgendwie nicht so medienwirksam wie die Themen Bundestrojaner, „Diskriminierung von Muslimen“ oder andere.

Noch eine kleine Betrachtung aus statistischer Sicht: Bei einer Google-Anfrage liegt Bundestrojaner mit 2,22 Mio. Ergebnissen klar vor Generalverdacht mit nur 278.000 Ergebnissen. Mein Favorit bleibt trotzdem der Generalverdacht.