L. v. Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5, 1. Satz, Klavierstimme, Kopistenabschrift
Quelle: Beethoven-Haus Bonn
Seit einem anregenden Gespräch am zurückliegenden Silvesterabend, u. a. über Musik-Programmiersprachen, beschäftige ich mich – nach langer Abstinenz – wieder zunehmend mit Computermusik. Bei der heutigen Internetrecherche zu diesem Thema ist mir ein interessantes Projekt über den Weg gelaufen:
Emperor Remixed
An experimental reworking of Beethoven’s 5th piano concertoDie Berliner Multimediagruppe Rechenzentrum, bestehend aus den Musikern Christian Conrad und Marc Weiser und dem Videokünstler Lillevan, hat sich die Partitur von Beethovens 5. Klavierkonzert (im englischsprachigen Raum auch unter dem Titel „Emperor“ bekannt) vorgenommen und gemeinsam mit dem Pianisten Ueli Wiget, einem der zwei Pianisten des Ensemble Modern, gewissermaßen „durch den Wolf gedreht“:
[…] Grundlage für die musikalische Neubearbeitung des 5. Klavierkonzertes von Beethoven ist die Originalpartitur, die vollständig in Midifiles übertragen wurde. Der Pianist wird die Pianoforte-Stimme als Repräsentant der Tonalität und Soloinstrumente par excellence im Original, der Partitur entsprechend spielen. Auf eine Klangmanipulation des Pianoforte haben wir vollständig verzichtet, um die Gegenüberstellung der 2 verschiedenen Welten (klassisches Instrumentarium und computergenerierte Klangerzeugung) hervorzuheben. Die Partitur ist eingeteilt in mehrere präparierte Sinn-Abschnitte, die im Zusammenspiel mit dem Pianisten von Hand am Computer eingestartet werden können, um ein Höchstmass an Flexibilität im Zusammenspiel gewährleisten zu können. Darüber hinaus werden verschiedenste, vorher schon am Computer aufgenommene Instrumentengruppen bei der Aufführung real time über einen Effekt-Prozessor manipuliert, um den dynamischen Verlauf der Aufführung noch einmal zu unterstreichen. […]
Überraschenderweise gibt es trotz der „atonalen“ Grundklänge einen hohen Wert der Wiedererkennung für Menschen, die mit dem Original vertraut sind, was neben der Klavierstimme auch an den sehr prägnanten rhythmischen Bewegungen Beethovens liegt. […]
Es folgt eine Videoaufzeichnung einer Performance in Japan.
Warnung!
Das folgende Material könnte Freunde der klassischen Musik in ihrem ästhetischen Empfinden schwer erschüttern! Bitte nur ansehen/anhören, wenn eine gewisse Toleranz gegenüber Verfremdung von Denkmälern deutscher Tonkunst gegeben ist!
Auch den mutigen Bloglesern sei geraten, die Lautsprecher zunächst nicht zu weit aufzudrehen!
Leider ist die Website der Gruppe Rechenzentrum derzeit nicht erreichbar, daher kann ich hier nur einen Video.Mitschnitt (Ausschnitt) einer Aufführung vom 12. Januar 2007 in Berlin präsentieren:
Rechenzentrum vs. Beethoven 5th piano concert opus 73
Ein Video mit besserer Klangqualität befindet sich auf der Projektseite:
» Rechenzentrum: Emperor Remixed
1. Februar 2008 um 17:23 Uhr
Mmmh, bei dem Konzert scheint auch Darth Vader anwesend gewesen zu sein… 😉
Für die Liebhaber der klassisch barocken Klänge gibt es nun auch ein schönes digitales Projekt:
Bach digital:
sämtliche Autographen, die sich im Leipziger Bach-Archiv befinden,
werden digitalisiert und der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt! Toll, oder?
So soll’s gehen:
http://www.bach-leipzig.de/t3/index.php?id=52
1. Februar 2008 um 18:08 Uhr
Ja, das Projekt „Bach Digital“ geistert nun schon fast 10 Jahre, zumindest als Ankündigung, durchs Netz. Hat aber mit „barocken Klängen“ zunächsl mal nichts zu tun. Ziel ist es lediglich, alle derzeit noch verfügbaren Handschriften zu scannen und digital zu archivieren, bevor sie dem sog. Tintenfraß zum Opfer gefallen sind.
Zum Bachjahr 2000 gab es unter http://www.bachdigital.org zumindest schon einemal eine Begrüßungsseite zu sehen. Die Geldgeber haben das Projekt allerdings wohl unterschätzt – es ist zumindest noch nicht einmal teilweise zur Veröffentlichung gekommen. Schade!
1. Februar 2008 um 19:50 Uhr
Im Deutschlandradio war zu hören, dass die Arbeiten 2008 abgeschlossen werden und die Autographe online gehen.
Wir bleiben gespannt und trinken einen Silvaner auf den genialen Sachsen!
Proscht!
ach Ja, beinahe hätt‘ ich’s vergessen:
Kölle Allaaf!!