Ich habe es Anfang Dezember des vergangenen Jahres angekündigt:

Ich bin gespannt auf die 51. Grammy-Verleihung am 8. Februar des kommenden Jahres und werde selbstverständlich umgehend über das Ergebnis berichten.

Hier nun mein Bericht:

Es war nun fast keine Überraschung mehr. Tagesschau.de, sueddeutsche.de, FOCUS, KlassikInfo.de berichten heute wie folgt:

Die Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle und der Rundfunkchor unter Simon Halsey bekamen am frühen Montag in Los Angeles gemeinsam einen Grammy verliehen.

Sie setzten sich mit dem Choralwerk „Symphony of Psalms“ unter anderen gegen das Londoner Symphony Orchestra mit seinem Chor sowie die Warschauer Philharmoniker und ihren Chor durch. Vor einem Jahr hatten die Berliner für ihre CD „Brahms: Ein Deutsches Requiem“ ebenfalls zusammen einen Klassik-Grammy errungen.

(B.Z. Berlin)

Das bedeutet, dass bei der gestrigen Verleihung der 51st Annual Grammy Awards der Grammy im ‚Field 30 – Classical‘ in der ‚Category 101 – Best Choral Performance‘ an Sir Simon Rattle und Simon Halsey ging.

Best Choral Performance
(Award to the Choral Conductor, and to the Orchestra Conductor if an Orchestra is on the recording, and to the Choral Director or Chorus Master if applicable.)

Die Auszeichnung geht also ausdrücklich nur an die Dirigenten, nicht an die beteiligten Ensembles! Letztere bekommen lediglich eine Urkunde „for participation“ und es steht ihnen natürlich frei, sich dennoch feiern zu lassen bzw. selbst aktiv zu feiern. Die Presse interessiert sich für solche Spitzfindigkeiten allerdings wenig. So titeln sueddeutsche.de: „Berliner Philharmoniker wieder Grammy-Gewinner“ und ZEIT ONLINE: „Grammy für Berliner Philharmoniker“. Aha, wie so oft führt ein Orchster ein „Choralwerk“ auf.

Aber nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich harpert es im virtuellen deutschen Blätterwald: Was, bitteschön, ist ein „Choralwerk“? Dieser Neologismus stammt offenbar von der Deutschen Presse-Agentur GmbH (dpa) und wurde unmodifiziert von FOCUS Online, sueddeutsche.de und ZEIT ONLINE übernommen. „Choralwerk“ ist nichts anderes als eine dilettantische Übersetzung des englischen „choral work“, was auf Deutsch ganz einfach „Chorwerk“ bedeutet.

Aufmerksame Blogleser werden sich aber nun fragen, was die Überschrift des Artikels zu bedeuten hat. Des Rätsels Lösung: Wenn man im ‚Field 30 – Classical‘ etwas weiter liest, so entdeckt man, dass in der ‚Category 108 – Best Classical Crossover Album‘ eine CD mit dem Titel „Simple Gifts“ die begehrte Auszeichnung erhalten hat. Leider haben die Juiroren bereits bei der Nominierung im CD-Regal knapp daneben gegriffen und nicht die gleichnamige CD des Rundfunkchors Berlin ausgewählt, ansonsten hätten wir tatsächlich zum ersten Mal einen „richtigen“ Grammy gewonnen.

Nun, wir wollen mal nicht maßlos werden … 😉